Gwangju Lessons – Ausstellung der Akademie der Künste der Welt in Köln

Zunächst machten die Notizen und Erinnerungen auf dem Boden neugierig , die in die Ausstellung „Gwangju Lessons“ hineinführten.
Zum 40. Jahrestag des demokratischen Aufstandes vom 18. Mai 1980 in 광주 (Gwangju), Südkorea, gegen das damalige Militärregime hat die Akademie der Künste der Welt unter Federführung der Kuratorin Binna Choi in Köln diese „Unterrichtsstunden“ ins Leben gerufen, die unsere Gruppe vom Regionalverband NRW der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft am 17. Juli 2020 besuchte. Mit dabei waren auch Vertreter von HanDo e.V., der Koreanischen Hochschulgruppe der Uni Köln (KUHK) und dem Verband der Koreaner in Köln. Die Führung durch die Ausstellung hatten Nadja Schroer und Adrian Ramabaja von der Akademie der Künste der Welt übernommen.

Geht man auf dem Weg der Erinnerungen, die die globalen Zeitereignisse der 1980er Jahre, wie z.B. die Ermordung John Lennons und die Freiheits-und Demokratiebewegungen in Afrika, wiederspiegeln, in die Ausstellung herein, wecken die Druckplatten mit Holzschnittmotiven der 민중예술 (Minjung-Volkskunst-Bewegung), die der ruandisch-niederländische Künstler Christian Nyampeta reproduziert hat, das Interesse. Wie das Monopol-Magazin darlegt1, entstand die 민중예술im Zusammenhang mit den Ereignissen in Gwangju.

Jeder, der in den 1980er Jahren Südkorea besuchte, habe die Verbreitung der Bilder der Minjung-Kunst sehen können – als Titelbilder, Studentenbanner und Wandbilder oder Streikplakate. Kunst habe so eine herausragende Rolle bei der Demokratisierung des Landes gespielt2, stellt Frank Hoffmann in seinem Aufsatz „Images of Dissent“ fest.
Mit dem Datum 18.05.1980 wurde die Gwangju-Demokratiebewegung bekannt, 5·18 oder Gwangju-Aufstand und auch die daraus entstandene Gwangju People’s Art School (1983-86). In Reaktion auf das Trauma der von der Militärjunta gewaltsam niedergeschlagenen Demokratiebewegung gründete eine Gruppe um den Künstler Songdam Hong die People’s Art School. Die Schule war ein Ort, an dem in einem für alle offenen kreativen Rahmen demokratisches Denken und Handeln erprobt wurde, ohne dabei neue Hierarchien aufzubauen. Künstlerische Verfahren sollten Gemeinschaft stiften und die gemeinsame Annäherung an neue Gesellschaftsideale unterstützen. Das zentrale künstlerische Verfahren war der Holzschnitt, der auch außerhalb der Kurse zur Herstellung von Flugblättern und Transparenten genutzt werden konnte. Insofern wurde Gemeinschaftsbildung und Selbstorganisation immer auch als Form von Selbstermächtigung verstanden.

Die Besucher der Ausstellung konnten jedoch nicht nur die Bilder betrachten, sondern auch selbst aktiv werden und Abdrucke von Linolschnitten mit Motiven von Szenen und Menschen in Gwangju während der Demonstrationen 1980 herstellen und so einen unmittelbaren Bezug zu den damaligen Ereignissen erfahrbar machen. Da war es gut, sich mit den ebenfalls anwesenden Künstlern in unserer Gruppe Dieter Rübsaamen und Jindeok Choi während der Ausstellung austauschen zu können.

Einen besonderen Einblick in die damaligen Ereignisse konnte auch der vorbereitete Film vermitteln. Wichtig, um dieses aktive Denkmal der südkoreanischen Geschichte zu verstehen, war eine Sendung der ARD aus den 1980ger Jahren, die während der Ausstellung zu sehen ist und auf Filmmaterial von Jürgen Hinzpeter beruhte. Jürgen Hinzpeter, damals aus dem ARD-Studio Japan eigens angereist, filmte als einziger ausländischer Kameramann die dramatischen Tage des Protestes und Aufstands in Gwangju. Seine Aufnahmen gelangten über Umwege nach Deutschland und wurden weltweit gesendet. So kam es, dass Südkoreaner, die in Deutschland lebten, von den Ereignissen in Gwangju erfuhren, bevor die Koreaner im eigenen Land davon offiziell Kenntnis erlangten. Davon wussten Myong-Soon Willems und Rana LEE-Schöler zu berichten.
Reiner Schöler wies uns noch auf den sehenswerten Spielfilm 택시운전사 A Taxi Driver (2017), unter der Regie des südkoreanischen Regisseurs und Drehbuchautors Jang Hun, hin, der die dramatische Reise von Jürgen Hinzpeter nach Gwangju und seine Erlebnisse dort nacherzählt.

Die Ausstellung wird u.a. von der Kulturstiftung NRW und Gwangju Metropolitan City gefördert und wurde kuratiert von Binna Choi, Utrecht, Kuratorin und Akademiemitglied der Akademie der Künste der Welt.
„Gwangju Lessons“ ist noch bis zum 27. September in Köln zu sehen.
Öffnungszeiten: Fr-So | 14:00-19:00
Freier Eintritt
Ort: Academyspace, Herwarthstr. 3, 50672 Köln
Text: Ursula Pätzold
Fotos: Wolfram van Stephold

1 https://www.monopol-magazin.de/shows/gwangju-lessons
2 vgl. Frank Hoffmann, Images of Dissent, https://koreanstudies.com/minjungart/

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