Am 26.10.2019 fand im Rahmen der Hochzoller Kulturtage (HoKuTa), Augsburg, anlässlich des 100. Jahrestages der Unabhängigkeitsbewegung Koreas mit Unterstützung der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft (DKG) ein koreanischer Kulturabend statt.
Die künstlerische Leitung der Veranstaltung lag bei der Vorsitzenden der Deutsch-Koreanischen-Gesellschaft Bayern, Frau Hye-Soon Um-Schoof, die hier mit ihrem Ensemble „Korea Tradition“ die Veranstaltung hervorragend organisiert und mitgestaltet hat. Zusätzlich war es Frau Um-Schoof gelungen, einige ausgezeichnete Gastmusiker so wie die Taekwondo- und Hapkidoschule Helmut Eberle (8. Dan) für diese einmalige Veranstaltung zu gewinnen.
So gelang es, eine in Süddeutschland einzigartige Veranstaltung unter dem Motto „Independence“ anlässlich des 100. Jahrestages der koreanischen Unabhängigkeits-bewegung dem aufgeschlossenen Hochzoller Publikum näher zu bringen. Ein besonderer Dank gilt dabei auch dem Organisationsteam der Hochzoller Kulturtage, die die Veranstaltung organisatorisch hervorragend betreut haben.
Die Veranstaltung begann mit Grußworten von Herrn Gregor Lang, Vorstand der Hochzoller Kulturtage sowie der Vorsitzenden der DKG, Regionalverband Bayern, Frau Um-Schoof, die herzlich die zahlreichen Ehrengäste und Besucher begrüßte und auf den neuen „DKG-Flyer“ hinwies. Weitere Grußworte erfolgten durch Frau Dr. Pia Härtinger, ebenfalls aus dem Vorstand der HoKuTa.
Sodann beschrieb der Moderator Thomas Binder in kurzen Worten das Wesen der koreanischen Kultur.
Besonders erfreulich war, dass der Konsul der Republik Korea, Herr Lee, Sang Yong extra den weiten Weg aus Frankfurt auf sich genommen hatte, um der Veranstaltung beiwohnen zu können.
Zudem war es sehr erfreulich, dass zahlreiche Mitglieder des koreanischen Vereins Augsburg und auch deren langjährigen Leiterin, Frau Chung-Soon Paulus, im Publikum anwesend waren.
Sodann begann der musikalische Teil des Abends.
Man hätte wohl kein passenderes Stück für den Anfang auswählen können als das Utdari-Samulnori (Percussion Ensemble). Dieses wurde von Frau Um-Schoof am Gwaenggwari (kleiner Gong) geleitet, weitere Mitwirkende waren Herr Meixner an der Changgo (Sanduhrtrommel), Frau Cha an der Buk (Fasstrommel) und Frau Binder am Ching (großer Gong).
Salmunori bedeutet „das Spiel der vier Elemente“ und verleiht durch seine rhythmischen Prägnanz und seiner zum Ausdruck gebrachten tief verwurzelten Freude der Mentalität und dem Wesen des koreanischen Volkes perfekt Ausdruck. Diese übertrug sich auch schnell auf das Hochzoller Publikum, welches durch die treibenden Rhythmen zu wahren Begeisterungsstürmen hingerissen wurde.
Um das Publikum nicht zu sehr zu verausgaben, war der nächste der Programmpunkt etwas ruhiger, aber nicht minder eindrucksvoll ausgewählt. Frau Um-Schoof hatte Frau Jinseon Park als Gastmusikerin gewonnen, ein Gayageum Byung-Chang (Volkslied mit zwölfseitiger Gayageum (Wölbrett-Zither) und Changgo Begleitung) aufzuführen. Bei den bewegenden StückenYawol-Samkyung (die tiefe Nacht unter dem Mond) und Kgot-chi Pi-eot-ne (es blüht) begleitete Frau Park ihren Gesang mit der Gayageum. Die Changgo (Sanduhrtrommel) wurde von Frau Um-Schoof gespielt. Dem Publikum gefiel dabei besonders die wunderschöne asiatische Tonsprache sowie die nicht minder beeindruckte Virtuosität der Interpreten.
Im Anschluss wurde dem Hochzoller Publikum die Möglichkeit geboten, sich selbst mit den wunderbaren koreanischen Volksmelodien auseinanderzusetzen. So gelang es dem Tenor Se-Young Kwon von der Augsburger Staatsoper, zahlreiche Gäste zum mitsingen anzuregen. Hervorragend interpretierte er das wohl bekannteste koreanische Volkslied, das Arirang sowie das zwar nicht so bekannte, aber deswegen nicht minder schöne Rindo-Arirang. Begleitet wurde er dabei von Frau Park an der Gayageum und Frau Um-Schoof an der Changgo.
Entsprechend aufgeheizt war das Publikum bereit für das Seolchanggo (traditionelles Musikstück mit Changgo, welches von Lehrerin Frau Um-Schoof, Frau Cha, Frau Binder und Herr Meixner dargeboten wurde). Es gibt wohl kaum ein koreanisches Trommelstück, in welchem die komplexen Strukturen der koreanischen Rhythmik sowie der Virtuosität der Trommeltechnik zu einem derartigen musikalischen Hochgenuss verschmelzen. Dies wurde auch von den Gästen entsprechend gewürdigt, die zahlreichen Bravorufe gingen unter dem tosenden Applaus fast unter.
Vor der Pause wurde dann von Frau Park noch das Gayageum–Musikstück „Chunseol“ (Frühlingsschnee), komponiert von Byungki Hwang, auf der 18-seitigen Gayageum präsentiert. Das Publikum war von der intensiven Virtuosität der Interpretin so beeindruckt, dass auch hier die Leistung wieder mit tosendem Applaus quittiert wurde.
In der Pause wurden kleine koreanische Köstlichkeiten angeboten, da auch das Essen in Korea ein wesentliches Kulturgut darstellt und im täglichen Ablauf unverzichtbar ist und jeden Tag aufs Neue zelebriert wird. Es wäre daher frevelhaft, die Kulinarik nicht im Rahmen einer koreanischen Kulturveranstaltung zu präsentieren.
Nach der Pause wurde dem Publikum dann zunächst der koreanische traditionelle Tanz vorgestellt.
Die Meistertänzerin Frau Um-Schoof wählte dafür ein Seungmu (Mönchstanz) genanntes Stück, welches in Korea als eines der anspruchsvollsten Tanzwerke gilt und das immaterielle Kulturgut Nummer 27 darstellt.
Frau Um-Schoof hat ihre Tanzausbildung bei dem Nijinski Koreas, Herr Großmeister Lee Mae-Bang, durchlaufen. Die Intensität der Bewegungen und die Tiefe des Ausdrucks wird wohl allen Besuchern nachhaltig in Erinnerung bleiben.
Die Meisterin widmete den Tanz dem 100sten Jahrestag der Unabhängigkeitsbewegung Koreas, sprich, dem Frieden und der Einheit dieses wunderbaren Landes.
Noch tief beeindruckt von der emotionalen Tiefe des Tanzes, wurde das Publikum in eine weitere Welt der koreanischen Kultur entführt.
Das Demoteam der Sportschule Helmut Eberle (8. Dan Taekwondo/Hapkido) gab dem faszinierten Publikum einen Einblick in die sportlichen Errungenschaften des koreanischen Volkes.
Großmeister Helmut Eberle gelang es, in 20 Minuten einen kompletten Einblick in die wesentlichen Disziplinen des Taekwondo’s zu ermöglichen. Nach einem kurzen Aufwärmprogramm wurden zunächst die unterschiedlichen Poomse (Formen) präsentiert. Vorgestellt wurde zunächst die erste Form, die in wunderbarer Synchronität gelaufen wurde. Sodann wurde noch die siebte Form vorgeführt, welche in der vorgeführten Form zu einem dritten Platz bei der Bayerischen Meisterschaft für die Sportschule Helmut Eberle führte.
Sodann wurden von den Teilnehmern diverse Ein-Schritt-Techniken gezeigt, wobei der Großmeister es sich nicht nehmen lies, diese auch in Zeitlupe vorzuführen, was eine enorme Körperspannung und -kontrolle voraussetzt. Auch die im Anschluss gezeigten Mittel der Selbstverteidigung führten beim Publikum zu großer Begeisterung, zeigen sie doch Mittel, wie man sich im Notfall gegen Angriffe zu wehren weiß. Im Anschluss wurden dann diverse Tritttechniken zum Besten gegeben, wobei die extrem hohen Tritte und die fokussierte Kraftentwicklung beim Publikum Begeisterung auslösten. Abschließend kam es zur gefürchteten Disziplin des Bruchtests. Zum Glück gelang es allen Teilnehmern, das Brett zu zerschlagen. Auch der Beitrag der Sportschule Helmut Eberle stieß beim Publikum auf große Gegenliebe. Es ist davon auszugehen, dass so mancher Besucher des Abends sich in naher Zukunft ebenfalls zum Taekwondo anmelden wird.
Langsam ging es dann dem Ende des außergewöhnlichen Abends entgegen.
Frau Um-Schoof präsentierte zusammen mit ihrer langjährigen Schülerin Frau Wollmann den Samgomu, den weltberühmten Drei-Trommel-Tanz der koreanischen Kultur. Es handelt sich dabei um eine wohl weltweit einzigartige Symbiose aus Tanz- und Trommelkunst mit mehreren Trommeln. Die beiden Künstlerinnen präsentierten die wuchtigen Rhythmen in einer perfekten Synchronisation. Begleitet wurden sie dabei von Frau Park an der Changgo. Das Publikum war von der mitreißenden Darbietung begeistert.
Als Finale des Abends führte Frau Um-Schoof zusammen mit ihrer Gruppe „Korea Tradition“, bestehend aus Herrn Meixner, Frau Cha, Frau Wollmann und Frau Binder auf den Fasstrommeln das Werk Modeumbuk auf. Dieses hochdynamische und virtuose Werk war ein gut gewählter Abschluss eines sehr gelungenen Kulturabends und riss das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hin.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Kulturabend es geschafft hat, dem Publikum einen Eindruck über die Vielfältigkeit und Qualität der traditionellen koreanischen Kultur zu vermitteln. Ein besonderer Dank sei nochmals an sämtliche Gäste ausgesprochen.
Dass dies auf einem dermaßen hohen Niveau erfolgen konnte, ist der Leitung der Meistertänzerin und Trommlerin Frau Um-Schoof zu verdanken.
Stefan Meixner
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